Die Entwicklung des Schoßkinderprogramm
In den USA gibt es schon eine längere Tradition von Kleinkindprogrammen und bewährte Konzepte. Die
Bibliotheken sind sehr aktiv. Sie wollen als kommunale Treffpunkte agieren. Bibliothekare verstehen sich
als Pädagogen, die mit ihren frei zugänglichen Angeboten zur Chancengleichheit beitragen wollen oder auch
fehlende soziale Kontakte ausgleichen wollen.
Zu „Babytimes“ werden Kleinkinder bis zu 20 Monaten mit ihren
Eltern oder einer Bezugsperson erwartet. Hier werden Kniereiter, Reime, Fingerspiele und Lieder geboten.
„Toddler Storytimes“ wendet sich an Krabbelkinder von 2-3 Jahren. Dabei werden Geschichten erzählt,
Bilderbücher betrachtet und Lieder gesungen.
Mit 3 startet die “Preschool Storytime“. Nun stehen nach dem
Erzählen auch eigene Aktivitäten wie malen, spielen und basteln im Mittelpunkt.
Abends um 7 oder Samstag
morgens findet die„Family Hour“ statt: Eltern sollen zusammen mit ihren Kindern in die Bibliothek kommen,
um z.B. eine Gute-Nacht-Geschichte von der Bibliothekarin zu hören.
Eltern sind motiviert, ihre Kinder
bestmöglich zu fördern. In der Bibliothek erhalten sie Anregungen für die Gestaltung des Alltags mit dem
Kleinkind. Wenn die Eltern erfahren haben, wie ihnen durch das Programm und Materialien geholfen wurde,
werden sie die Bibliothek weiter nutzen.
Auch in Frankreich sind Schoßkinderprogramme weit verbreitet. Die Überzeugung, dass mit der Betrachtung
von qualitätsvollen Bilderbüchern auch die Lust an Buchstaben und so am Lesen folgt, führte Anfang der
90iger Jahre zu vielfältigen Früherziehungsprogrammen. Die Zusammenarbeit mit der Bibliothek wurde zu
einer wichtigen Säule dieser Arbeit. In Frankreich ist es üblich, dass Frauen nach der Geburt schnell wieder
arbeiten gehen können. Dies ist nur möglich, durch flächendeckend geförderte Einrichtungen zur
Kleinkindbetreuung. Ab 2 Jahren besuchen sie die „ecole maternelle“. Wie der Name „ecole“ (Schule), im
Gegensatz zum „Kindergarten“, schon sagt, wird deutlich, dass hier die frühzeitige Förderung im emotionalen,
sozialen und auch im kognitiven Bereich erwartet wird. Die Bibliotheken leisten dazu einen wichtigen Beitrag.
Nahezu jede Kinderbibliothek hat einen eigenen Vorlese- bzw. Aktionsraum, der oft als Amphitheater, Haus,
Höhle oder Schloss gestaltet ist. Der Kleinkinderbereich ist liebevoll mit Teppichen und bespielbaren
Materialien versehen. In der „Mediatheque Departementale“ lief z.B. ein Projekt für die Kleinsten, bei dem
begehbare Bilderbücherskulpturen ausgestellt waren. An den 2 mal 2m großen Kasten sind außen Reliefs
angebracht, die Motive von bekannten Bilderbüchern zeigen, an denen viel ertastet werden kann. Innen
ist alles gemütlich mit Kissen und Teppichen für einen wohligen Aufenthalt ausgestattet. Ziel war es, die
visuelle und taktile Wahrnehmung zu fördern.
In der Stadtbibliothek Göttingen wurden 1994 erste Konzepte für die Durchführung von
Eltern-Kind-Veranstaltungen entwickelt, anlehnend an internationale Programme und Erfahrungen. Jedoch
liegt der Schwerpunkt hier eher in der gemeinsamen Eltern-Kind Erfahrung. Zusammen mit den Kindern
werden die Eltern animiert am Vorlesen, Betrachten von Bildern, Erzählen, Singen und Spielen teilzunehmen.
Sie bekommen wertvolle Tipps und Anregungen mit nach Hause. Diese Form von Schoßkinderprogramm soll
als gemeinsame Eltern-Kind Aktivität angesehen werden, die die Kinder fördert und ihnen Spaß und neue
Erfahrungen bringt.